Prävention

Risikofaktoren

Nicht-veränderbare Einflussfaktoren:

  • Alter
  • Geschlecht
  • Genetik

Beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Kopfverletzungen
  • Luftverschmutzung
  • Geringe Bildung
  • Bluthochdruck
  • Hörminderung
  • Rauchen
  • Fettleibigkeit
  • Depression
  • Körperliche Inaktivität
  • Diabetes
  • Seltene soziale Kontakte

 

Weitere Einflussfaktoren:

  • Nährstoffmangel
  • Schlafapnoe (Atempausen während des Schlafes)
  • Zahnhygiene (Mundgesundheitsprobleme, wie z. B. Periodontitis)

Ein niedriges Bildungsniveau ist der einzige Risikofaktor im frühen Lebensjahr; Hörverlust, Bluthochdruck und Fettleibigkeit im mittleren Alter und zu den im späteren Leben modifizierbaren Risikofaktoren zählen Rauchen, Depression, körperliche Inaktivität, soziale Isolation und Diabetes mellitus. Die Änderung dieser 12 Risikofaktoren könnte bis zu 40 % der Demenzerkrankungen verhindern oder verzögern. Eine Lösung stellen öffentliche Gesundheitsprogramme & individuell zugeschnittene Interventionen dar.

 

Präventionsmaßnahmen:

  • Kognitives Training = Training des logischen Denkens und der Verarbeitungsgeschwindigkeit, komplexe Gedächtnisaufgaben
  • Multidimensionale Ansätze = Finger Studie

 

Quellen
  • Livingston G, Huntley J, Sommerlad A, Ames D, Ballard C, Banerjee S, Brayne C, Burns A, Cohen-Mansfield J, Cooper C, Costafreda SG, Dias A, Fox N, Gitlin LN, Howard R, Kales HC, Kivimäki M, Larson EB, Ogunniyi A, Orgeta V, Ritchie K, Rockwood K, Sampson EL, Samus Q, Schneider LS, Selbæk G, Teri L, Mukadam N. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet. 2020 Aug 8;396(10248):413-446. doi: 10.1016/S0140-6736(20)30367-6. Epub 2020 Jul 30. PMID: 32738937; PMCID: PMC7392084.
  • Tipton PW, Graff-Radford NR. Prevention of late‑life dementia: what works and what does not. Pol Arch Intern Med. 2018 May 30;128(5):310-316. doi: 10.20452/pamw.4263. Epub 2018 May 16. PMID: 29768391.

FINGER Studie

Groß angelegte finnische Studie zur Verbesserung oder Aufrechterhaltung der kognitiven Funktion und der Verringerung des Risikos eines kognitiven Rückgangs bei älteren Risikopersonen (kardiovaskuläre Risikofaktoren, Alterung und Demenz). Für die 2- jährige Intervention wurde ein mehrdimensionaler Ansatz genutzt (Ernährung, Bewegung, kognitives Training, Überwachung körperlicher Risikofaktoren). Verglichen wurde dieser mehrdimensionale Ansatz mit einer regulären Gesundheitsberatung in der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse dieser großen, langfristigen Studie deuten darauf hin, dass eine multidimensionale Intervention die kognitive Leistungsfähigkeit von gefährdeten älteren Menschen aus der Allgemeinbevölkerung verbessern oder erhalten kann.

Multidimensionale Intervention:

  • Ernährung: Ernährungsanpassung: Tägliche Zusammensetzung: 
    • 10-20% Proteine
    • 25-35% Fett (<10% aus gesättigten und trans-Fettsäuren, 10-20% aus einfach ungesättigten Fettsäuren und 5-10 % aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren [einschließlich 2,5-3 g/Tag an Omega-3-Fettsäuren])
    • 45-55 % der täglichen Energie aus Kohlenhydraten (<10 % aus raffiniertem Zucker)
    • 25-35 g/Tag an Ballaststoffe
    • Weniger als 5 g/Tag Salz
    • Weniger als 5 % Verzehr aus Alkohol
    • Zusätzlich wurde ein hoher Verzehr von Obst und Gemüse, der Verzehr von Vollkorngetreideprodukten und fettarmen Milch- und Fleischprodukten, die Begrenzung des Zuckers auf weniger als 50 g/Tag, die Verwendung von Pflanzenmargarine und Rapsöl anstelle von Butter sowie der Verzehr von mindestens zwei Portionen Fisch pro Woche empfohlen
  • Bewegung: individuell zugeschnittene Programme für progressives Muskelkrafttraining (1-3 Mal pro Woche) (Kniestreckung und -beugung, Bauch- und Rückenmuskulatur, Rotation obere Rücken- und Armmuskulatur und Bankdrücken für die Muskeln der unteren Extremitäten) und Ausdauersport (2-5 Mal pro Woche), einschließlich Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts.
  • Kognitives Training: Sitzungen mit Lerninhalte zu altersbedingten kognitiven Veränderungen, Gedächtnis und Denkstrategien für den Alltag sowie Aktivitäten und weitere Sitzungen zur Überprüfung der Fortschritte sowie einem Besuch bei der örtlichen Alzheimer-Gesellschaft. Soziale Aktivitäten wurden durch die zahlreichen Gruppentreffen aller Interventionsteilnehmenden angeregt.
  • Überwachung körperlicher Risikofaktoren: Treffen mit Studienschwester und -arzt, um Blutdruck, Gewicht und BMI sowie Hüft- und Taillenumfang zu messen, körperliche Untersuchungen durchzuführen und Empfehlungen zum Lebensstilmanagement zu geben.

 

Quelle
  • Ngandu T, Lehtisalo J, Solomon A, Levälahti E, Ahtiluoto S, Antikainen R, Bäckman L, Hänninen T, Jula A, Laatikainen T, Lindström J, Mangialasche F, Paajanen T, Pajala S, Peltonen M, Rauramaa R, Stigsdotter-Neely A, Strandberg T, Tuomilehto J, Soininen H, Kivipelto M. A 2 year multidomain intervention of diet, exercise, cognitive training, and vascular risk monitoring versus control to prevent cognitive decline in at-risk elderly people (FINGER): a randomised controlled trial. Lancet. 2015 Jun 6;385(9984):2255-63. doi: 10.1016/S0140-6736(15)60461-5. Epub 2015 Mar 12. PMID: 25771249.

WHO Richtlinien

Die WHO hat zudem eine Richtlinie zur Risikoverringerung des kognitiven Rückgangs veröffentlicht und auf folgende Aspekte hingewiesen:

  • Körperlich aktiver Lebensstil
  • Einleitung von Interventionsmaßnahmen bei Tabakabhängigkeit
  • Gesunde, ausgewogene Ernährung/    mediterrane Ernährung
  • Reduzierung von Alkoholkonsum
  • Kognitives Training
  • Soziale Teilhalbe und Unterstützung
  • Gewichtskontrolle (Vermeidung von Übergewicht)
  • Senkung bzw. Kontrolle des Bluthochdrucks
  • Senkung des Cholesterinspiegels
  • Behandlung von Diabetes, in Form von Medikamenten und/oder Lebensstilinterventionen
  • Behandlung von Depressionen, in Form von Antidepressiva und/oder psychologischen Interventionen (psychologische Behandlungen, Reaktivierung sozialer Netzwerke etc.)
  • Früherkennung von Hörverlust & Nutzung von Hörgeräten bei Hörverlust

 

Quellen

Ganzheitliche Präventionsmaßnahmen

Viele Modelle können jedoch die Komplexität des Lebensstils nicht erfassen, da der Lebensstil viel mehr als die Summe quantifizierbarer Größen (kognitives Training, körperliche Aktivität, Ernährung etc.) ist. Allerdings können subjektive Lebensqualität und Seelenfrieden als latente Konstrukte schwer gemessen werden.

Beispiele für ganzheitliche Ansätze, die Körper und Geist verbinden:

  • Wandern
  • Spielen eines Musikinstrumentes
  • Tanzen
  • Yoga

 

Quellen